Interview Andreas Karlström und Steven Gätjen

Gute Geschichten sind wichtig. Jedes Leben erzählt eine Geschichte, jede Familie, jeder Tag. Gute Geschichten – eine Vorliebe, die TV-Moderator Steven Gätjen und sein Bruder Andreas Karlström, Schauspieler und Autor, gemeinsam haben. Und eine gute Geschichte für Kinder haben sie sich jetzt gemeinsam ausgedacht: „Die unglaublichen Abenteuer des Wilbur McCloud“. Ihr Kinderbuch über ein kleines Propellerflugzeug, das eine kleine Heldenreise durchläuft, dabei allerhand aufregende Abenteuer erlebt und viele neue Freunde findet. Eine tolle Geschichte zum Mitfreuen und Mitfiebern für Kinder und Eltern.

Unsere Autorin Mariam hat die zwei Brüder zum Interview getroffen, über die Helden ihrer Kindheit, das Brüderprojekt und die Wichtigkeit von Vorlesen gesprochen.

Ihr habt gemeinsam das Kinderbuch „Die unglaublichen Abenteuer von Wilbur McCloud“ geschrieben. Wie entstand die Idee dazu? Was ist die Geschichte eures Gemeinschaftsprojekts?

Andreas Karlström: Die Idee kam ursprünglich von Steven, als er im Jahr 2002 auf einem Flug nach New York bemerkte, dass es auf diesen langen Flügen gar nichts für Kinder gibt, das sie auf den Urlaub vorbereitet.

Steven Gätjen: Dass Andy und ich gemeinsam ein Kinderbuch schreiben würden, war kein fester Plan, aber irgendwie hatten wir beide das Gefühl: Da ist etwas, eine Abenteuergeschichte mit Figuren, die wir gerne mit anderen teilen würden. Nach vielen Umwegen kamen wir dann 11 Jahre später schließlich auf die Idee, ein Kinderbuch zu schreiben. Als große Fans von „Indiana Jones“ und „Star Wars“ wollten wir eine Heldenreise erzählen, die von einem jungen Flugzeug handelt, das um die Welt fliegt und Abenteuer erlebt.

 

Für uns gibt es keine blöden Ideen.

 

Wie habt ihr eure Kreativität zusammengepackt und wie sah der Schreibprozess aus?  

Andreas: Wir setzen uns zusammen und brainstormen. Was für eine Geschichte wollen wir erzählen? Welche Figuren kommen darin vor? Welche Hindernisse müssen sie überwinden und worauf läuft alles hinaus? Wir haben die Regel, dass wirklich alles gesagt werden darf. Für uns gibt es keine blöden Ideen. Denn manchmal sind es vor allem die „blöden“ Ideen, die etwas ganz Wunderbares hervorbringen. Wenn das alles steht, setze ich mich hin und schreibe. Sobald ein Kapitel fertig ist, schicke ich es Steven zu. Der liest es sich durch und macht Anmerkungen. Darüber reden wir dann, das ist immer sehr wertvoll.

Steven: Wir pushen uns immer gegenseitig zu neuen Ideen und hinterfragen einzelne Figuren, deren Entscheidungen und natürlich die Geschichte. Würde Wilbur das wirklich so machen? Könnte die Wettermaschine so funktionieren? Es ist echt der Wahnsinn, wie Andy daraus Dialoge und Handlung entwickelt…

 

Was hat das kleine Flugzeug Wilbur McCloud, die Hauptfigur eures Buches, so alles drauf?

 Andy: Wilbur ist ein kleines lebensfrohes Propeller-Flugzeug. Er lebt auf einer Insel, geht zur Flugzeug-Schule, übt waghalsige Loopings und ärgert die Möwen. Er genießt es total, mit seinem Vater Ausflüge zu machen. Eines Tages geraten sie dabei in einen Sturm und werden getrennt. Wilbur macht sich auf die Suche nach seinem Vater und lernt durch seine Offenheit ganz unterschiedliche Typen kennen: den weisen Waschbären Mika, das Mungomädchen Kim und ein verrücktes Chamäleon namens Schmitt. Ausgestattet mit einer magischen Feder, die eines seiner Propellerblätter ersetzt, jagen sie gemeinsam das hinterhältige „Phantom“ – eine wilde Verfolgungsjagd durch ganz Europa entbrennt.

 

Wir haben die Geschichten, die uns unser Vater vorgelesen hat, selber nachgespielt.

 

Habt ihr euch schon in eurer Kindheit Geschichten zusammen ausgedacht?

Steven: Wir haben die Geschichten, die uns unser Vater vorgelesen hat, selber nachgespielt. Inspiriert durch die Abenteuer von Odysseus oder auch Robinson Crusoe haben meine Freunde und ich in unserem Garten versucht, uns eine Holzhütte zu bauen. Die sollte riesig werden, was aber daran scheiterte, dass wir nur Holz und Kisten hatten, um das Fundament einigermaßen hinzubekommen. Für die Wände hat es dann nicht gereicht. Jetzt sind Geschichten lesen, sehen, hören und selbst erzählen feste Bestandteile meines Privat- und Berufslebens.

 

Wenn ich heute meinem Kind vorlese, ist das mit der schönste Moment am Abend.

 

Wurde euch vorgelesen? Was ist das Schöne am Vorlesen und wie wichtig sind Bücher für Kinder?

Steven: Ja, unser Vater hat es sich nicht nehmen lassen uns noch eine Gute-Nacht-Geschichte vorzulesen, als er von der Arbeit kam. Das war immer großartig. Andy und ich haben uns lange ein Zimmer geteilt und in einem Stockbett geschlafen. Da war es natürlich immer ein wenig kritisch Bilderbücher zu lesen, weil einer von uns beiden dann die Bilder nicht sehen konnte. Natürlich hatten wir einen Trick, wie wir unseren Vater trotzdem dazu gebracht haben weiterzulesen.

Andreas: Wenn ich heute meinem Kind vorlese, ist das mit der schönste Moment am Abend. Da wird noch einmal gekuschelt und sich ausgetauscht. Wir schnappen uns ein Buch und los geht’s. Und über die Reaktionen auf die Figuren und Handlungen erfahre ich auch oft, was meinen Sohn gerade so beschäftigt.

 

Die Helden der Kindheit

 

Was waren die Helden eurer Kindheit?

Andreas: Krabat, Peter Pan, Robin Hood, E.T., Han Solo, Indiana Jones, Superman, Jean-Paul Belmondo.

Steven: Odysseus, Luke Skywalker, Indiana Jones, Michel aus Lönneberga, die Goonies, Terrence Hill und Bud Spencer.

 

Wenn es einem Buch gelingt, uns so „mitzunehmen“, dann ist es ein gutes Kinderbuch.

 

Was fasziniert euch an Kinderbüchern und was macht für euch ein gutes Kinderbuch aus?

Andy: Mich fasziniert es, wenn ich gemeinsam mit meinen Kind beim Lesen in unterschiedliche Welten eintauche und wir mit den Helden zittern. Wenn es einem Buch gelingt, uns so „mitzunehmen“, dann ist es ein gutes Kinderbuch. Das gilt auch für die Bilder. Sie müssen die Geschichte unterstützen. Wir waren so glücklich, dass Zapf bei „Wilbur“ genau unsere Vorstellungen getroffen hat.

 

Es ist schön, etwas gemeinsam zu schaffen. Seid ihr als Brüder mit dem Buchprojekt noch weiter zusammengewachsen?

Steven: Auf jeden Fall. Es ist toll, zu sehen wie gleich wir ticken und welche unterschiedlichen Ideen und Vorstellungen wir haben. Es ist ein wahnsinnig schöner und kreativer Prozess und ein tolles Miteinander. Natürlich gibt es auch mal Zoff, aber ich glaube das gehört unter Brüdern immer dazu. Das hat ja auch manchmal etwas Reinigendes.

Andy: Durch die Bücher haben wir viel mehr Kontakt als sonst, weil wir regelmäßig an den Kapiteln arbeiten. Außerdem sind wir sogar zusammen unterwegs und stehen bei Lesungen gemeinsam auf der Bühne – das ist für uns etwas ganz Besonderes.

 

Können wir uns noch auf mehr Abenteuer von Wilbur McCloud freuen?

Andy: Na klar! Das Manuskript für den zweiten Teil ist so gut wie fertig, jetzt kommt noch der Feinschliff gemeinsam mit unserer Lektorin und im Frühjahr 2017 könnt ihr das nächste Abenteuer lesen.

 

Wer sind die Helden Deiner Kindheit? Erzähle uns doch in den Kommentaren davon!

 

Unser liebe Gastautorin Mariam Felsberg hat schon früh das Schreiben zu ihrem Beruf gemacht und liebt es, ihren zwei Töchtern (6 und 8 Jahre) Geschichten vorzulesen. Ein Ritual, auf das sie am Abend nicht verzichtet. Allerdings muss sie sich jetzt bereits mit ihrem ältesten Töchterchen den Part des Vorlesens teilen. So schnell werden die Kleinen groß!

Eltern

Wer weiß besser über das Familienleben Bescheid, als Eltern selbst. So freuen sich unsere Gastautoren - waschechte Schreiberlinge mit Kids zwischen 0 und 12 Jahren - in ihren Texten spannende Familienthemen mit Dir zu teilen.

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