Medikamente – und was noch? Das kommt in die gut sortierte Hausapotheke für Dein Kind

Ein Kind, eine Herdplatte, ein Schrei. Alle Eltern fürchten die kleinen Zwischenfälle zu Hause, und doch ist es schon fast jedem passiert. Eine kleine Verbrennung, eine Schürfwunde, ein fieser Stich – die kleinen Unfälle des Alltags. Hier und bei minder schlimmen Erkrankungen dient die Hausapotheke als erste Anlaufstelle für die Eltern. Doch was genau sollte und muss in einer Hausapotheke – gerade in Haushalten mit Kindern – enthalten sein? Ein bestimmtes Medikament, Heilsalbe, Verbandmaterial, Verbandschere…? Oder doch ganz andere Dinge?

Wir haben uns eine Expertin zur Rate gezogen, die Dir all Deine Fragen ruck zuck beantworten wird. Die auf Mutter-Kind-Themen spezialisierte Apothekerin Sabine Niedermayer, selbst auch Mama, nennt Dir die wichtigsten Inhalte:

Das gehört in Deine gut sortierte Hausapotheke

1. Brandsalbe bzw. Brandgel

Bei leichteren und kleinflächigen Verbrennungen lindert eine Brandsalbe beziehungsweise ein Brandgel die ersten Schmerzen. Jedoch darf es niemals auf offene Stellen und auf sogenannte Brandblasen aufgetragen werden. Noch vor dem Cremen gilt: Immer erst ausreichend lang (mindestens 10 Minuten) mit kaltem Wasser kühlen! Offene Stellen immer desinfizieren und größere offene Stellen unbedingt dem Arzt zeigen – Infektionsrisiko!

2. Coldpack

Bei Beulen oder anderen Verletzungen, die mit Schwellungen einhergehen helfen gelgefüllte Coldpacks, das „große Schwellen“ zu verhindern. Sinnvoll ist es, die Kompresse im Eisfach aufzubewahren, da die eigentliche Wirkung das Kühlen ist. Hier gilt aber: Besonders kalt wirkt nicht besonders viel – daher ein Coldpack aus dem Eisfach nie direkt auf die Haut legen, sondern immer ein dünnes Tuch dazwischen schieben. Und auch nicht durchgehend und zu lange kühlen, sondern immer wieder Pausen einlegen. Ansonsten läuft man Gefahr die Haut zu unterkühlen.

3. Elektrolyt-Lösung

Dann und wann ereilt er uns wie auch die Kinder: Der Durchfall – gerne in Begleitung von Erbrechen. Wenn es die Kleinen wieder mal schüttelt, muss man unbedingt die verlorene Flüssigkeit und Salze ersetzen, denn es besteht Austrocknungsgefahr. Früher bekam man dafür Cola und Salzstangen. Sinnvoller und besser verträglich ist jedoch eine spezielle Elektrolyt-Lösung – erhältlich zumeist in Pulverform, die am besten mit kaltem Wasser selbst angemischt, verabreicht wird. Finger weg von säurehaltigen Getränken wie Orangensaft – das lässt die Kleinen nur noch mehr schütteln. Sollte kein Pulver im Haus sein, hilft hier auch das Auflösen eines Traubenzuckers.

4. Fieberthermometer

Hier scheiden sich die Geister, es gelten die Vorlieben: Im Po, im Mund, an der Stirn… Ich empfehle ein digitales Fieberthermometer, das die Temperatur sekundenschnell und genau misst. Es gibt eine große Auswahl an digitalen Thermometern, alle in Apotheken erhältlich, und bestenfalls kauft man für jedes Familienmitglied ein eigenes – außer man misst wirklich nur und ausschließlich an der Stirn.

5. Fieber- bzw. Schmerzzäpfchen oder Saft

Für Kinder gibt es spezielle Fiebermittel. Mittel für Erwachsene und solche mit dem Wirkstoff Acetylsalicylsäure dürfen Kindern nicht verabreicht werden! Ich empfehle hier, es einmal mit dem Kinderarzt zu klären, ab welcher Temperatur das Kind ein Fieberzäpfchen oder einen Fiebersaft bekommen sollte und ab wann der Arzt nach Hause kommen muss. Immer zu beachten ist, dass die angegebene Tages-Höchstmenge nicht überschritten wird. Zu beachten ist auch, dass Zäpfchen und Saft immer nach dem Gewicht des Kindes, nicht nach Alter dosiert werden müssen und auch der angegeben Abstand zwischen den einzelnen Einnahmen eingehalten werden muss. Bei Säuglingen bis zum ersten Lebensjahr eignen sich Zäpfchen besser als Saft.

6. Hustensaft

Husten ist nicht gleich Husten. Hier muss man zwischen dem schleimigen (der mit dem Auswurf!) und dem trockenen Husten unterscheiden. Bei leichterem Schleim-Husten eignet sich zum Beispiel ein Efeu-Saft zum Schleimlösen während des Tages. Für die Nacht wiederum ist ein Hustenstiller besser geeignet. Aus ganz logischen Gründen… Denn wer will denn nachts Schleim? Bei länger anhaltendem oder schwererem Husten unbedingt einen Kinderarzt aufsuchen.

7. Juckreiz stillendes Gel

Insektenstiche können homöopathisch mit Combudoren oder „klassisch“ mit zum Beispiel Fenistilgel (ab 1 Jahr) behandelt werden. Wichtig ist es hier, möglichst schnell zu sein und natürlich das Kratzen zu vermeiden. Eine Gerbstofflotion, wie Tannolact, kann auch hier, sowie bei einem nässenden Ausschlag zum Beispiel im Windelbereich helfen.

8. Nasentropfen/ -salbe

Babys und Kleinkinder haben öfters mal eine verstopfte Nase – das ärgert die Kleinen wie die Großen, denn die Kleinen können als „Nasenatmer“ schlechter schlafen und zwingen ihre Eltern, das Leid mit ihnen zu teilen… Bei leichtem Schnupfen können kochsalzhaltige und auf das Alter abgestimmte Nasentropfen helfen, denn sie führen zum Abschwellen und Beruhigen der Schleimhaut. Abschwellende Nasentropfen dürfen aber maximal vier Tage angewendet werden, und dies am ehesten nur nachts. Zusätzlich helfen pflanzliche Salben wie Engelwurzbalsam, auf Nasenflügel einreiben, die Nase zu befreien.

9. Pflaster

Pflaster sind essentiell. Sie helfen auch, selbst wenn nichts blutet. Einfach so – als Anerkennungen des Leids. Dafür sollten sie aber möglichst bunt, hautfreundlich und möglichst kindgerecht sein. Und in allen Größen und Formen vorhanden sein. Zusätzlich sollte in der Hausapotheke auch immer eine Rolle mit Pflasterband, sowie Kompressen und Verbände sein.

10. Pinzette

Es empfiehlt sich eine extra Pinzette in der Hausapotheke zu haben, die sich um das Entfernen von Fremdkörpern kümmert und weniger um das Entfernen von außer Kontrolle geratenen Körperhaaren… Die „Hausapotheken-Pinzette“ sollte kleinste Dinge gut greifen können, denn Kinder wie auch ihre Eltern sind dankbar, wenn der blöde Splitter im Finger rasch herausgezogen werden kann. In einigen Gebieten ist auch eine Zeckenpinzette ratsam – diese greift den kleinen Blutsauger behutsam und entfernt ihn aus der Haut. Die Wunde (und die Pinzette) nach einer Befreiung immer gut desinfizieren und im Auge behalten!

11. Wunddesinfektionsmittel

Das muss man einfach haben – das Erste nach einem Fahrradsturz, einer Fußballverletzung, einem Bastelunfall! Bei jeder offenen Verletzung sollte ein nicht brennendes Wunddesinfektionsmittel zum Einsatz kommen. Sollte es doch brennen, die Kinder einfach kurz ablenken und ihnen gegebenenfalls ein buntes Pflaster in Aussicht stellen.

 

Halte die Telefonnummer vom Kinderarzt immer griffbereit!

„Besonders wichtig ist, dass Du Dich selbst in der Lage siehst, die Erkrankung oder Verletzung Deines Kindes richtig einschätzen zu können. Bei dem kleinsten Zweifel – erst Recht bei kleineren Kindern – bitte immer sofort einen Arzt zu Rate ziehen. Ein kurzer Anruf und eine genaue Schilderung bringen viel mehr Klarheit als eine ausgedehnte Internet-Recherche.“ Zu diesem Zweck rät Sabine Niedermayer, die wichtigsten Telefonnummern von Kinderarzt, Hausarzt, Giftnotzentrale und generellem Notruf ebenfalls griffbereit in der Hausapotheke zu haben. Für kleine Patienten, die auf eine Dauermedikation angewiesen oder bekanntermaßen allergisch sind, sollte immer ein Extra-Vorrat der notwendigen Medikation im Haus beziehungsweise in der Hausapotheke sein.

 

Medikamente und Heilsalben auf Haltbarkeit prüfen

„Es ist ratsam, alle sechs Monate die Produkte in der Hausapotheke auf Haltbarkeit zu überprüfen und Abgelaufenes umgehend zu ersetzen. Zwar sind Arzneimittel über das Verfallsdatum hinaus nicht unbedingt gesundheitsschädlich, aber die Wirksamkeit von abgelaufenen Medikamenten lässt eindeutig nach. Auch Angebrochenes oder Mittel, die mit Schleimhäuten in Berührung kommen wie Nasen- oder Augentropfen sollten nach der Beshandlung ausgetauscht werden.“

Selbstverständlich sollte sein, dass die Hausapotheke immer außerhalb der Reichweite von Kindern aufbewahrt werden muss. Besser als der einst übliche Medizinschrank im Badezimmer sind nicht feuchte Räume, da Feuchtigkeit gerne Tabletten angreift.

 

Lieber einmal zu oft zum Arzt!

Zu guter Letzt sei gesagt: Unfälle passieren. Lieber einmal zu oft zum Arzt. Küsse helfen immer.

 

Und: Auch Indianer kennen Schmerzen.

Experten

Unser Team aus Experten - Hebammen, Apotheker, Kinderärzte, Logopäden und mehr - gibt Dir hier regelmäßig Fachtipps für Dich und Deine Familie.

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