Doppelt hält besser. Zwillingsvater Sven erzählt: Zwillinge allein zu Haus

Kolumnist Sven, Vater von Zwillingen (8 und 8), Muschelschubser im Exil, Espresso-liebend und immer auf der Suche nach spannenden Geschichten, erzählt heute seine eigene Geschichte vom Leben mit Doppelpack…

Es gab eine Zeit, da war der Vorname „Kevin“ total positiv besetzt. Macaulay Culkin spielte Kevin, der das Haus aufgrund ziemlich turbulenter Ereignisse alleine gegen Bösewichte verteidigt und dabei auf die ulkigsten Einfälle kommt. Murmeln auf dem Fußboden, die die Einbrecher die Treppe heruntersausen lassen, ist noch eher eine der harmloseren Dinge.

Mist. Wir Eltern kennen das. Der Kühlschrank gibt nicht mehr das her, was wir erwartet haben. Irgendwie war da doch noch eine Milch für den Kaffee gewesen. Nein? Verdammt. Aufschnitt und Eier sind auch nicht mehr da. Die Aussichten auf ein leckeres Abendbrot schwinden von Minute zu Minute. Ich muss also unbedingt noch einmal schnell zum Supermarkt um die Ecke.

Einkaufen mit Zwillingen, oh, das ist eine Herausforderung.

Der Nachwuchs sitzt neben den Legosteinen und ist ins Bauen vertieft. „Wer kommt kurz mit zum Einkaufen?“ Ich ernte ein Kopfschütteln. Das war mal anders. Dazu an anderer Stelle mehr. Denn: Einkaufen mit Zwillingen, oh, das ist eine Herausforderung. Synchron-Wickeln kann ich. Synchron-Fläschchengeben ist auch kein Thema, mit beiden Einkaufengehen, ist eine ganz andere Nummer. Aber man wächst schließlich mit den Aufgaben.

Gut, dann eben schnell alleine den Einkaufszettel zusammenschreiben, Geldbörse schnappen, den Kindern erklären, dass man kurz zum Supermarkt geht.

Die ersten Schweißtropfen

Kaum aus dem Haus spüre ich die ersten Schweißtropfen auf meiner Stirn. Dabei ist das doch gar nicht warm heute. Der verrückte Sommer hat uns dieses Jahr eine Achterbahnfahrt geschenkt. Wie das Leben. Der erste Schweißtropfen läuft mir ins Auge und vernebelt mir kurzfristig die Sicht. Was, wenn die Jungs jetzt alles in der Küche oder im Wohnzimmer auf den Kopf stellen. Man kann so schöne Dinge mit dem ganzen Kochgeschirr machen. Und die Murmeln. Die Murmeln, die viel zu lange in den Schubladen der Kinderzimmer schlummerten, werden hervorgeholt und auf dem Boden der Diele verteilt. Da kann man dann so schön drüberrutschen.

Das neue Glas mit der Schokocreme steht so einsam und einladend zugleich in der Küche, Händetapser an den weißen Wänden, man kann dann auch das Toastbrot zerkrümmeln, eine Ladung Schokocreme draufschmieren und die Küche in einen Hexenkessel verwandeln. Mehl fliegt auf den Boden. Man kann so schöne Berge damit machen. Oh, wie weich es ist. Und schau mal, Papa, was man da alles schreiben kann. Ein M, ein A, ein T, ein SCH. Ja, Matsch. Fehlt eigentlich nur noch das Wasser. Oh, Wasser. Ich muss wieder an den Film denken. Unter Strom gesetzte Türklinken – gut, dass unsere Kinder das nicht so haben mit Elektrobausätzen. Und es ist auch nicht Winter, um das Wasser in der Diele auf dem Fußboden gefrieren zu lassen.

Was wollte ich nochmal einkaufen?

Ich laufe schneller zum Supermarkt. Was wollte ich noch mal besorgen? Ich hatte doch einen Einkaufszettel geschrieben. Hmm, egal. Wird schon. An der Kasse merke ich, dass ich vor lauter Aufregung doch den Geldbeutel zuhause gelassen hatte. Also, Kommando kehrt und im Laufschritt nach Hause.

Warst Du schon weg, Papa?

Beide saßen neben ihren Legosteinen, schauten kurz auf, als ich den Kopf zur Zimmertür hereinsteckte. „Warst du schon weg?“ fragten sie aus einem Mund. „Nur kurz. Ganz kurz.“ War meine Antwort. Die Schweißtropfen auf meiner Stirn hatten sie nicht gesehen.

Mehr von Sven kannst Du auf www.zwillingswelten.de lesen.

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