Doppelt hält besser. Zwillingsvater Sven erzählt: Urlaub mit Zwillingen

Kolumnist Sven, Vater von Zwillingen (8 und 8), Muschelschubser im Exil, Espresso-liebend und immer auf der Suche nach spannenden Geschichten, erzählt heute seine eigene Geschichte vom Leben mit Doppelpack…

Oh, kürzlich hatte ich ja über den achtarmigen Vater hier geschrieben, der ich so wochentags und samstags, sonntags bin. Aber manchmal muss es so richtiger Urlaub sein. Weitab von daheim. Rauskommen, die acht Arme hinter sich lassen. Doch Moment, die brauch ich ja noch. Denn es steht Kofferk(r)ampf an.

Die Fluggesellschaft hat uns in einer freundlichen E-Mail mitgeteilt, dass das Gewicht pro Koffer 15 Kilo nicht überschreiten darf. Gut, denke ich, das ist machbar. Schließlich brauchen die Jungs nicht so viel, wie wir Eltern. Da können wir dann ja umschichten. Doch weit gefehlt. Das klappt leider nicht so wie gedacht. Als ich einen der Koffer der Jungs öffne, bemerke ich ein Klappern. Das Geräusch kommt mir bekannt vor. Sehr bekannt sogar. Und da ist sie, unter einer dünnen Lage aus zwei T-Shirts, einer kurzen Hose und zwei paar Socken für zwölf Tage Urlaub wohlgemerkt, verbirgt sich die riesige Ritterburg. Fein säuberlich zerlegt, aber nicht so verpackt, dass die Einzelteile nicht aneinanderstoßen. Okay, das ist ausbaufähig. Und sie arbeiten noch dran.

Nur ohne die Burg

Ich entferne die Ritterburg in einer Nacht- und Nebelaktion. Dies wird jedoch am nächsten Tag unter lautem Protest bemerkt. Meine Argumentation, wir bräuchten am Strand keine Ritterburg, die bauen wir da selbst, zog leider nur missbilligende Blicke nach sich. Ich verließ leicht gebückt das Kinderzimmer. Wir hatten noch ein paar Tage bis zum Abflug. Die von den Nachbarn geliehene Personenwaage gab leider nach dem ersten Koffer schon ihren Geist auf. Nein, mehr als 200 kg waren das nicht. Ganz sicher. Selbst ohne Burg nicht. Da musste der Fehler im System liegen. Wir klingelten ein Haus weiter. Hier kamen auch meine acht Arme wieder gut zur Geltung. Unter einem konnte ich die nicht funktionierende Waage transportieren, mit einer der anderen klingeln, fröhlich winken und eine weitere Waage in Empfang nehmen. Also zurück in die eigenen vier Wände.

Erneut werden die Koffer gewogen. Irgendwie ist da noch der Wurm drin. Zur Kontrolle kommen mir die acht Arme wieder sehr gelegen. Links locker drei Getränkekisten mit den schweren Glasflaschen im Griff, rechts die Koffer einzeln. So kann ich das auch manuell nachwiegen. Bei den Kinderkoffern fallen beide durch. Zwar ist die Ritterburg mit sonstigem Zubehör verschwunden, dafür findet sich aber ein zerlegter Kescher vom vorletzten Strandurlaub, ein Klappspaten, der erstaunlich viel auf die Waage bringt und drei volle Marmeladengläser mit Ostseesand, dänischem Ostseesand und bretonischen Kieselsteinen. Alles soll mit, damit es vor Ort verglichen werden kann. Dazu ein Mikroskop, verschiedene Schwimmbrillen unterschiedlicher Größe, Schnorchel, Schwimmflossen. Für Kleidung, geschweige denn für unsere wichtigen Dinge, ist kein Platz mehr bei den Kindern. Daran müssen wir irgendwie noch arbeiten.

Der Tag des Abflugs rückt näher. Unsere Fluglinie hat uns zum Web-Check-In eingeladen. Schnell geklickt. Mit acht Armen kein Thema. Man kann da nebenher auch die Kids bespaßen. Die Fluglinie weist uns vier Plätze im hinteren Teil der Maschine zu. Nun gut, wir möchten aber weiter vorn sitzen. Jeder Platz kostet 13 Euro Aufpreis. Als wir das merken, möchten wir es rückgängig machen. Klicken also wieder auf unsere bisherigen Sitze. 104 Euro stehen in der „Zu-Buchen“-Liste. Nun, da ist irgendwie ein Fehler im System.

Mit dem normalen Zwillingsgepäck und den Kids im Schlepptau geht es zum Flughafen. Die Dame am Check-In-Schalter lächelt als sie uns jonglieren sieht. Sie zieht kurz die Augenbrauen hoch, als wir alle Gepäckstücke aufs Band gestellt haben. Puuuh, noch einmal Glück gehabt. Notfalls klemme ich mir etwas unter die Zusatzarme.

Und da sind sie wieder, die acht Arme. Ich kann nicht mit ihnen. Ich kann nicht ohne sie. Verrückt, oder?

Mehr von Sven kannst Du auf seinem Blog www.zwillingswelten.de lesen.

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