Zelten mit Familie – Fluch oder Segen?

Unsere Redakteurin Kathrin sagt „Die beste Familientherapie“. Camping boomt. Immer mehr Familien legen sich einen Bus zu, den man zum Wohnmobil umbauen kann, um den Sommerurlaub auf dem Campingplatz zu verbringen.

Unsere limango Redakteurin Kathrin ist mittlerweile Camping-erprobt und tauscht in den Sommerferien jedes Jahr aufs Neue das Hotelzimmer gegen ein „geräumiges“ Familienzelt ein…

Camping statt Hotelbuffet

Das komplette Jahr jongliere ich meine Familie durch Terminkalender, Aufgaben und To Do-Listen. Im verdienten Urlaub wollen wir alle mal ganz bewusst Abstand von diesem Alltag nehmen. Nachdem mein Mann und ich nur tolle Erinnerungen an die Zelturlaube mit unseren Eltern – wohl gemerkt in den Siebzigern, ohne Animationsprogramm und Pool auf dem Campingplatzt – hatten, stand vor sechs Jahren die Idee fest: Wir gehen zelten. Campingurlaub mit Familie! Damals noch mit ganz kleiner Maus (0) und etwas größerem Lausbub (3).

Seither sind wir vier große Fans unseres jährlichen Zelturlaubes und vor allem die Kinder verschmelzen auf einem Campingplatz fast schon mit der Natur. Die unmittelbare Nähe zwischen „Wohnung“ und „Natur“ fordert das geradezu heraus. Hier werden Steine gesammelt, sortiert und getauscht, aus Zweigen entstehen Verkleidungen, Schiffe und Häuser. Innerhalb weniger Stunden verwandeln sich die kleinen Alltags-Zombies in tiefenentspannte Naturindianer, die man nur noch zu Gesicht bekommt, wenn der Hunger sie zum Zelt treibt.

Uhren kann man eigentlich schon zu Beginn des Urlaubes ablegen, denn der Zeitplan richtet sich komplett nach den Wünschen der Familie. Abgesehen von den Pool-Öffnungszeiten…

Gefrühstückt wird bei uns, wenn alle wach sind und langsam aus dem Familienzelt krabbeln oder wenn man Hunger hat. Meine Kids holen immer gerne (gegen Wechselgeld oder eine Süßigkeit an der Kasse) frisches Brot für den Frühstückstisch.

Die Kaffeemaschine muss mit

Nur mit Instantkaffee kann ich mich partout nicht anfreunden, daher begleitet mich schon seit Jahren meine Kaffeemaschine samt Milchaufschäumer in den Zelturlaub. Und damit ich nicht jeden Tag einkaufen gehen muss, haben wir in einen geräumigen Kühlschrank investiert, in dem alle Vorräte kühl verwahrt sind. Mittags gibt es Obst oder kleine Snacks vom Kiosk, abends gehen wir sehr (!) häufig gemeinsam essen. Und zwar wenn wir Hunger haben und nicht, wenn das Buffet ruft.

Ist ein Hotelzimmer komfortabler als ein Zelt?

Ganz ehrlich: Ja! Natürlich ist ein Hotelzimmer komfortabler als ein Famillienzelt, andererseits spart man durch die deutlich geringeren Buchungskosten beim Campen so viel Geld ein, dass man sich das bisschen Luxus dann schon wieder dazukaufen kann: Mittags und abends auswärts esen, einen extra Ausflug einplanen, das zweite Eis am Tag für die Kinder oder Tickets für die eigentlich überteuerte Trampolinanlage. Großartig!

Noch nicht überzeugt?

Der überwiegende Teil der Campingplätze bietet mittlerweile allen möglichen Schnick-Schnack an, von der Kinderanimation über Fun-Parks am Meer sowie sogar teilweise im Meer bis hin zur Tauchschule. Abgesehen vom „Zimmer“ – dem Zelt – fühlt man sich eigentlich fast schon wie im Cluburlaub.

Zelten mit Familie = die beste Familientherapie

Warum? Wie schon erwähnt, ist Zelten ein Leben in und mit der Natur und der Gemeinschaft. Jede Ecke bietet einen neuen Anreiz für Kinder, zum Entdecken, Experimentieren, Ausprobieren und Spielen. Diese Abkehr vom Alltag mit all seiner Reiz- und Medienüberflutung macht meine Kinder jedes Jahr aufs Neue ruhig und entspannt. Neue Freunde bieten neuen Input und erhöhen die soziale Kompetenz. Das völlig andere Umfeld kitzelt in den Kindern Seiten hervor, für die es zu Hause tagelange Diskussionen gebraucht hätte. So geht selbst mein großer Duschmuffel auf dem Campingplatz liebend gerne zum Duschen, weil es dort spezielle Kinderwaschräume gibt und der inoffizielle Jugendtreff direkt davor stattfindet.

Unsere kleine Große wächst jedes Jahr über sich selbst hinaus. Anfangs lernte sie das Ausschlafen. Ja, richtig gelesen! Ein Zelt wird ab Sonnenaufgang deutlich heller als ein Hotelzimmer mit Rollo und die Geräusche vom Campingplatz sind auch immer präsent – aber kein Kind hält es dauerhaft durch, erst nachts ins Bett zu gehen und morgens um fünf Uhr fit zu sein. In den Folgejahren schulte sie Ihre Orientierungsfähigkeit (muss man wenn man ein Eis will, aber Mama zu träge ist, um mitzugehen) und Ihre Essgewohnheiten, denn an den Selbst-Koch-Abenden gibt es eben genau das, was zwei Herdplatten hergeben und NICHTS anderes.

Und wir Eltern?

Kinder anbrüllen kommt gar nicht gut, wenn auf dem Platz nebenan ein Rentnerpaar aus dem Allgäu lässig vor seinem Wohnwagen sitzt und nur darauf wartet, die Kinder mit Schokolade zu trösten. Genauso könnt ihr den „stillen Stuhl“ vergessen, wenn die Campingplatzhorde vier Meter weiter vorm Nachbarzelt Faxen macht.

„Mama Cool“

Was bleibt, ist ein lockerer, gelassener Erziehungsstil unter der Prämisse „Wenn sie nicht da sind, ist sicher alles gut!“. Dabei kann Mama dann endlich auch mal entspannen und die Kinder haben auch lange über den Urlaub hinaus, das Wissen, dass es Mama auch in „cool“ gibt.

Und hier noch meine ultimative Ergänzungs-Packliste für Dich, mit all den Dingen, die Du zwar nicht direkt zum Zelten brauchst, die aber durchaus sehr nützlich sein können:

  • Stirnlampen
  • Taschenmesser mit Kette und Karabiner für den Hosenbund
  • Kaffeemaschine samt Milchaufschäumer
  • Kleber, Schere, Bastelmaterial
  • Hängematte(n)
  • viele Leinen, Schnüre, Tampen und Taue
  • Spielkarten
  • ein großes Vorlesebuch mit vielen Geschichten
  • mehrere Verlängerungskabel und Mehrfachstecker

Kathrin (42, Marketing Managerin bei limango) betrachtet den jährlichen Zelturlaub mit ihrer Familie als Therapiemaßnahme, die jedem Cluburlaub vorzuziehen ist. Ihre Tochter hat im Zelt das Ausschlafen gelernt, der Sohnemann den eigenständigen Dusch- und Toiletten-Gang.

limango Redaktion

Schön, dass Du da bist! Wir halten stets Ausschau nach dem Neuesten für Dich und Deine Familie. Vom Schwanger werden und die erste Zeit mit Baby, zum Kind, über Basteltipps und köstliche Rezepte zum Selbermachen, bis hin zu Fernreisen mit Kindern. Dein Redaktionsteam – bestehend aus einer Hand voll limangos.

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